Lingohr & Partner Asset Management GmbH – Marktkommentar Februar 2018
Es ist eigentlich erschreckend, dass etwas ganz „Normales“ einen derartigen Kurseinbruch an den Börsen auslöst. Dass Leitzinsen nach einer sehr langen Zeit äußerst niedrigen Niveaus wieder einmal steigen, sollte tatsächlich erwartet werden. Genau dieser Umstand hat jedoch die Nervosität an den Aktienmärkten zurückkehren lassen. So sehr, dass innerhalb von wenigen Stunden allein an den amerikanischen Börsen das Aktienkapital um eine Billion Dollar schrumpfte und der Dow-Jones-Index mit zwischenzeitlich knapp 1.600 Zählern seinen in Punkten bisher größten Tagesverlust verzeichnete. Die Ausmaß der aktuellen, schwachen Marktbewegung ist vor allem technischer Natur und auf das Schwankunsbarometer „VIX“ zurückzuführen, auf welches zuletzt mit Derivaten spekuliert worden ist.
Eine Korrektur an den Aktienmärkten ist normal.
Eine Korrektur gehört an den Aktienmärkten von jeher dazu. Ob diese plötzlich – innerhalb weniger Handelsstunden – oder über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten vonstatten geht, ist letztlich nicht von primärer Bedeutung. Eine Korrektur ist daher nur sinnvoll und für die langfristige Entwicklung der Aktienkurse sogar gesund. Wer sich die langfristige Kursentwicklung des Dow Jones oder Dax-Index anschaut, wird diese kurzfristige, Verwerfung, wie die aktuelle, auf Sicht von 10, 15 oder 20 Jahren retrospektivisch nur sehr schwer erkennen können. Verluste mussten die Anleger über solche Langfrist-Zeiträume in der Vergangenheit gar nicht fürchten. Im Gegenteil: Im schlechtesten vom DAI (Deutsches Aktieninstitut e.V) Rendite-Dreieck erfassten 20-Jahres-Zeitraum lag die jährliche Rendite des DAX immerhin bei noch fast 6 Prozent.
Das konjunkturelle Umfeld ist für Aktien gut.
Hinzu kommt, dass das aktuelle Börsenbeben auf keinem geopolitischen Ereignis basiert und das konjunkturelle Fundament gesund erscheint. Anzeichen die auf eine beginnende starke Korrektur hindeuten würden, sind nur schwer zu erkennen. Die laufende Unternehmens-Berichtssaison konnte bisher insgesamt überzeugen und die US-Konjunktur sowie die Wirtschaft in der Euro-Zone zeigen bisher keine Zeichen von Schwäche. Aktuell waren es bisher „nur“ Sorgen, dass die Zinsen schneller steigen könnten als bisher vermutet. Das ISM-Stimmungsbarometer für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe in den Vereinigten Staaten verzeichnete einen der höchsten Stände seit Beginn der Erhebung im Jahr 2008. Aus Sicht eines disziplinierten und systematischen Value Investors bieten kurzfristige Marktverwerfungen Kaufchancen, da attraktive Unternehmen insbesondere dann zu einem niedrigeren Preis zu erwerben sind.
Lingohr & Partner‘s Anlagephilosophie und -prozess basieren auf eben dieser Grundlage fundamentaler Bewertungskennzahlen. Demnach gehören Prognosen und Annahmen von makroökonomischen sowie politischen Ereignissen nicht zur Anlagestrategie unseres Hauses. Die Grundlage unseres Strebens besteht in der Identifizierung unterbewerteter Unternehmen auf Basis fundamentaler Kennzahlen. Kurzfristiges Timing von Marktbewegungen und makroökonomische Überlegungen sind nicht Teil des Entscheidungsprozesses. Infolge steigender Leitzinsen und dem Beginn einer kontraktiven Geldpolitik werden die inflationsbereinigten Zinszahlungen alternativer festverzinslicher Wertanlagen nicht ausreichen, um langfristig durchschnittlich
höhere Renditen als im Aktienmarkt zu erwirtschaften. Investoren werden bei ihren Investitionsentscheidungen unseres Erachtens nach ihr Augenmerk vermehrt auf die Unternehmensbewertung richten. Historisch betrachtet haben Value-Unternehmen in einem Marktumfeld mit steigenden Zinsen und anziehender Inflation deutlich bessere Renditen erzielt als andere Investmentstile. Die attraktive absolute Bewertung unseres Portfolios, als auch die relative Diskrepanz ggü. dem Vergleichsindex, bietet aus unserer Sicht weiterhin die Chance, zukünftig absolut sowie relativ gute Ergebnisse zu erzielen.